Biosicherheit & Nachhaltigkeit

Biosafety

Medicine

Agriculture

Center BATS

BATS Logo

Centre for Biosafety and Sustainability

Technikfolgen Risikoanalyse
Home Home  |   Sprache: Deutsch Deutsch  |  

This article is not in English language availible.

Werden Lebensversicherungen durch die Kenntnisse des menschlichen Genoms überflüssig?

Folien zum Vortrag ( pdf Datei, 830 kB)

Beatrice Baldinger, Swiss Re, Zürich

Der Phänotyp stellt die Gesamtheit aller individuellen Merkmale dar, die im Laufe der Entwicklung des Organismus' erscheinen, und entspricht einem Genotyp, der von an die Umwelt gebundenen Faktoren, beeinflusst wird. Für die grosse Mehrheit der Gene ist die Beziehung zwischen Genotyp und Phänotyp komplex.

Wir sind alle Träger einer Gesamtheit von Genen, von denen gewisse "schlecht" sind. Die Tatsache, Träger eines "schlechten" Gens zu sein, ist nicht gleichbedeutend mit einer unabwendbaren Krankheit. Der klinische Ausdruck eines Gens steht in Verbindung mit dem Zusammenspiel einer grossen Zahl anderer Gene, unter anderem von Steuer-Genen, und von Faktoren, die an die Umgebung gebunden und von grosser Wichtigkeit sind. Wenn ein "gutes" Gen in ein Produkt mit adäquater Funktion übersetzt wird, ist der Phänotyp normal. Falls jedoch die Umwelt stark pathogen ist (z.B. karzinogen), kann es vorkommen, dass die Funktion des Produkts trotz eines normalen Gens ungenügend wird und sich eine Pathologie entwickelt. Das Vorhandensein einer Mutation auf einem Gen führt zu einem instabileren Gleichgewicht zwischen seiner Funktion und dem Druck der Umwelt. So wird bei ungünstigen Bedingungen eine Pathologie schneller erscheinen. Je stärker der Zusammenhang zwischen einer Mutation und dem klinischen Erscheinungsbild ist, desto weniger wird die Umwelt einen Einfluss auf dieses Gleichgewicht nehmen. Ist bei Genen diese Assoziation schwach oder hängt von einer zusammenhängenden Gruppe von Genen ab, sind die Resultate eines Tests viel schwieriger zu interpretieren und der prognostische Wert schwieriger zu bestimmen.

Der Test eines bestimmten Gens liefert keine Garantie zur "Gesundheit" oder "Krankheit" einer betroffenen Person. Die Mehrheit der häufig vorkommenden Krankheiten haben unzweifelhaft eine genetische Komponente, aber der Ausdruck dieser Komponente ist grundlegend abhängig von den Genen des Individuums, wie auch von an die Umwelt gebundenen Faktoren. Der Ausdruck eines Gens ist deshalb selten ein Phänomen, wo es um alles oder nichts geht. Beinahe alle mit multifaktoriellen Erkrankungen zusammenhängenden Gene manifestieren sich auf sehr unterschiedliche Art und es ist klinisch schwierig, genaue Korrelationen zu erstellen.

Die genetischen Tests haben unsere Diagnosemöglichkeiten erweitert. Die Interpretation der Resultate und die unentbehrliche genetische Beratung sind im allgemeinen jedoch hoch komplex und verlangen nach speziellen Kenntnissen. Das Individuum muss die freie Wahl haben, einen solchen Test vornehmen zu lassen, und Zugang zu Spezialisten in klinischer Genetik haben. Unter diesem Gesichtspunkt haben die schweizerischen Versicherer einseitig ein Moratorium vorgeschlagen, worin sie auf die Verwendung dieser Tests im Bereich der Versicherung verzichten. Im neuen Bundesgesetz über genetische Untersuchungen beim Menschen wird das Verbot, einen genetischen Test zu verlangen, verankert sein. Der Schweizerische Versicherungsverband (SVV) unterstützt diese Sichtweise. Um jedoch die Grundlagen des Versicherungsprinzips zu respektieren, müssten die Kunden die Resultate von genetischen Tests, die vor dem Versicherungsantrag vorgenommen worden sind, bekanntgeben. In diese Verpflichtung zur Information des Versicherers, sollen nur diejenigen Tests eingebunden werden, die aufgrund ihrer technischen Zuverlässigkeit und klinischen Nutzen anerkannt sind.

Mit Weiterentwicklung der genetischen Technologien, besteht in Zukunft die Möglichkeit, asymptomatische Individuen auf häufige multifaktorielle Krankheiten zu testen. Diese Entwicklung wird es vermutlich erlauben, genetische Konstellationen zu bestimmen, die mit gewissen Erkrankungen in Zusammenhang gebracht werden können. Da diese Tests bei asymptomatischen Personen eingesetzt werden, könnten sie auf Individuen mit einer Risikokonstellation einen starken Anreiz ausüben und zur Unterzeichnung einer Versicherung bewegen. In dieser langfristigen Perspektive möchten die Privatversicherer die Verpflichtung des Kunden, über seinen aktuellen Gesundheitszustand und auf gewisse Fragen zur Lebensweise Auskunft zu geben, beibehalten. Dies verhindert eine Antiselektion gegenüber dem Versichertenkollektiv.


© Copyright Agency BATS: Contact Legal Advisor: Advokatur Prudentia-Law Date of publishing: 2001-09-14

Find the right antibody.
antibodies on hand
for your research.